New Work in Hochschulen – Zeit für ein Update?!

New Work 2025. Gemeinsam im Nicht-Wissen

Letzte Woche durfte ich auf Einladung von Anne Prill einen Impuls in der New Work Community des Hochschulforums Digitalisierung geben – einer Peer-Learning-Community für Menschen, die New Work an ihren Hochschulen diskutieren, erproben, reflektieren und weiterentwickeln möchten – ob in Lehre, Verwaltung, Führung oder strategischer Entwicklung. Ein tolles Projekt! 

Rund 28 Menschen aus unterschiedlichen Hochschulen und Positionen, die der Begriff New Work angezogen hat – und die sich damit beschäftigen, wie mehr New Work im Sinne von Good Work oder Future Work in Hochschulen gelebt werden kann.

Ein Update für New Work 2025

In der Vorbereitung für den Impuls haben Anne Prill und ich uns gefragt:

  • Ist New Work als Konzept überhaupt noch relevant?
  • Ist der Begriff im Umfeld von Hochschule und Wissenschaft noch positiv besetzt – oder schon abschreckend? („Wenn New Work die Lösung für unsere Probleme sein soll, will ich die Probleme zurück.“)
  • Und wenn Ihr dem allwissenden Universum eine Frage zu New Work stellen könntet – welche wäre das? Wo steht Ihr grade mit new work? 

Klar ist: New Work ist ein Container-Begriff. Die Ideen von new work, wie wir sie heute kennen und leben, stammen aus der Zeit um 2014/2015 – einer völlig anderen Welt. Seitdem haben sich die Rahmenbedingungen radikal verändert: Corona, geopolitische Krisen, Erosion demokratischer Strukturen, wirtschaftliche Unsicherheit, KI-Revolution.
Natürlich braucht es da ein Update des Konzepts. Und gleichzeitig beobachte ich, dass New Work in vielen Hochschulen gerade erst ankommt.

Warum New Work – und wozu?

Vielleicht ist jetzt genau der Moment, in dem Hochschulen New Work für sich neu erfinden. Denn am Ende geht es nicht darum, New Work einzuführen um New Work einzuführen, sondern zu fragen:
Welche Zusammenarbeit, Führung, Strategie hilft uns, Komplexität zu bewältigen?

Oder, wenn wir auf Hochschulen schauen:

Was brauchen wir, um bedeutsam zu bleiben, neues Wissen zu schaffen und gute Lehre anzubieten?
Wie kann New Work – oder das, was wir darunter verstehen – helfen, mit Komplexität und Polarität umzugehen?

Wo stehen wir mit New Work 

Viele Fragen der Teilnehmenden bezogen sich genau darauf:
Wie gelingt der Mindset-Wandel für New Work?
Welche Rahmenbedingungen braucht eine Hochschule, um Wandel wirklich zu ermöglichen?
Wie können hinderliche Strukturen abgebaut werden?
Welche Hebel hat eine Universitätsleitung?

Ich möchte hier gerne konkrete klare Antworten geben. Die griffige „take home“ Message, die Menschen Klarheit und Orientierung gibt und mich als kompetente Organisationsberaterin erscheinen lässt 🙂 

Die schlechte Nachricht: Für komplexe Probleme gibt es keine einfachen Lösungen.
Die gute Nachricht: Es gibt Lösungen – sie liegen im Prozess, im Draufschauen, im In-Verbindung-bleiben.

Wie kann das aussehen? Hierzu habe ich ein Experiment in meinem Impuls gemacht: Ich habe die Teilnehmenden auf eine innere Erkundungsreise eingeladen um in sich zu spüren, was New Work uns bzw. jedem einzelnen heute sagen möchte, wie es weiter geht mit diesem „New Work“. Klingt spooky? Ja, und lasst es uns trotzdem mal ausprobieren. Auf die Frage, wer Lust hat sich darauf einzulassen, habe alle Zuhörer:innen die Hände gehoben.

Quelle: ChatGPT

Ich habe in meinem Impuls eine kleine innere Erkundungsreise angeleitet – sieben Minuten Stille mit geschlossenen Augen. Einmal durchatmen. Spüren: Wie geht es mir gerade?Runterkommen. Im Körper ankommen.

Dann die Einladung:

Stell dir vor, du begegnest New Work.
Dem, was du damit verbindest – deiner Intention, deiner Sehnsucht, vielleicht auch deiner Skepsis.
Was will New Work dir heute sagen?

Nach ein paar Minuten entstand in mir ein Bild: Ich und New Work halten uns an der Hand.
Wir schauen gemeinsam in die Zukunft. Ich kann die Wärme dieser Hand spüren und ich spüre ich bin nicht alleine in meiner Ratlosigkeit.

Und New Work sagt zu mir: „Wir sind gemeinsam im Nicht-Wissen.“

Dieser Satz hat mich sehr berührt. Weil darin eine Wahrheit liegt, die besonders in einem so kognitiven Umfeld wie Hochschulen wichtig ist: Das Nicht-Wissen zu integrieren.

Vielleicht ist genau das das New Work das wir heute brauchen. Was können wir wirklich wissen? Wie gehen wir als Organisationen damit um, wenn unsere bisherigen Antworten nicht mehr tragen, wir auch nicht „die“ richtige Lösung haben? Wenn ein Satz wie „Wir wissen es nicht“ nicht als Ende, sondern als Anfang verstanden wird. Als Beginn eines gemeinsamen Suchens. Dann kann ein solcher Satz, eine solche geteilte Erkenntnis wie „Wir sind gemeinsam im Nicht-Wissen“ Erleichterung und Bewegung in ein ganzes System bringen.

Ich bin gespannt, diese Form der inneren Erkundung weiter zu erforschen –
in mir selbst, in Organisationen und gemeinsam mit anderen. Klar, da wird nicht jedes Uni-Präsidium gleich mitmachen wollen. Es ist einfach ungewohnt und neu. Wobei, wer weiß…

Dr. Janine Reinhard

Prozessbegleitung – Moderation – Training

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